„Ein Monat im Sithnara Ayurveda Resort in Sri Lanka“

Ich kam nach einem entspannten und reibungslosen Flug am 31.März 2019 in Colombo auf Sri Lanka an. Das letzte Mal, dass ich meinen Fuß auf diese bezaubernde Insel setzte war 2009, gerade als der Bürgerkrieg zu Ende ging, für einen Hilfseinsatz mit „Ärzte ohne Grenzen“. Damals kam mir der Flug endlos lang vor, vielleicht lag es an den unterschiedlichen Motivationen und Beweggründen hierher zu kommen… Dieses Mal war es geradezu ein Katzensprung – oder liegt es an der generellen Schnelllebigkeit, die uns immer und überall umgibt?!

Saman holte uns vom Flughafen ab und brachte uns direkt ins Sithnara Ayurveda Resort in Mirissa, im südlichsten Teil der Insel, direkt am indischen Ozean. Freundliche und lächelnde Menschen begrüßten uns dort warmherzig und es kam mir vor, als würde ich zurück nach Hause kommen 🙂 Nach einem erfrischenden Begrüßungsgetränk ging es sofort mit der ersten ärztlichen Konsultation los, wo neben ayurvedischer Pulsmessung, Blutdruckkontrolle, Zungenbefund viele Fragen, die die körperliche und geistige Anamnese betreffen, gestellt wurden.  Die Ärztin nahm sich eine Stunde Zeit um auch wirklich nichts auszulassen. Für einen ganzheitlichen Überblick und um die Doshas bestimmen zu können, bedarf es einer umfassenden Anamnese, worauf dann die Therapie und Kur aufbaut.

Danach ging es gleich mit drei wunderbaren Massagen weiter, die so wohltuend waren nach dem langen Flug und einer kurzen Nacht! (Nach wie vor zählt die Fußmassage zu meinen persönlichen Favoriten… auch ohne Flug und Schlafmangel…) Am Abend kamen wir dann das erste Mal in den Genuss der ayurvedischen Küche, die so wohlschmeckend und reich an Variationen ist. Neben dem Gaumen isst auch jedesmal das Auge mit, denn alle Gerichte sind einfach wunderschön angerichtet!

Die kommenden vier Wochen sollte sich das Essen sehr selten wiederholen und man kann wirklich sagen, der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Neben verschiedenen Currys, die alle mit singhalesichen Kräutern abgeschmeckt sind, gibt es manchmal Reis, Kartoffeln oder Süßkartoffeln, einen kleinen Salat und tolle Kokossaucen, die auch ganz scharf sein können. Die erste Nacht war gut! Mit leichtem Jetlag konnte ich schnell einschlafen und der rauschende Ozean direkt 10 Meter von meinem Zimmer entfernt half mir, mich total fallen lassen zu können.

Um 5.30 Uhr klingelte am nächsten Morgen dann der Wecker zur ersten Yogastunde!  Ich bin von Haus aus kein Frühaufsteher, aber ich wurde belohnt!  Es war traumhaft und zu schön um wahr zu sein. Während wir auf unseren Matten unsere Körper bewegten, streckten und dehnten, tauchte vor uns ein fantastischer Sonnenaufgang auf.  Ein feuerroter Ball am hellblauen Himmel, dazu ein leichter Windzug und unter uns direkt das rauschende Meer! Erst später entdeckte ich, dass direkt hinter uns auch so manches Mal der untergehende Mond zu sehen war. Natur zum Greifen nah und das im 360° Winkel.

Nach dem aktivierenden Yoga gingen wir direkt zum Frühstück, was schon liebevoll vorbereitet war. Die erste Mahlzeit des Tages ist eine leichte und schmackhafte grüne Suppe, die aus rotem Reis, Kokosmilch, verschiedenen Kräutern und Gewürzen besteht und sehr lecker und natürlich sehr gesund ist.  Aber damit ist es längst nicht getan: anschließend wurden uns braune Rotis mit Papayaaufstrich und Honig serviert, die ich auch nach vier Wochen noch immer nicht satt habe. (Eines der vielen Dinge, die ich zu Hause unbedingt ausprobieren möchte….). Nach den Rotis gab es einen tropischen Fruchtteller, der nicht nur wunderbar und farbenfroh anzusehen war, sondern einfach großartig schmeckte! Und nebenbei dann noch ein Portiönchen Porridge. Nein, Hunger leiden muss man beim Ayurveda beim besten Willen nicht (und abnehmen tut man trotzdem, ob man will oder nicht, ganz von allein…)!

Gut gestärkt ging es in die erste Behandlunsrunde. Täglich erwarteten uns fünf Massagen, wobei nicht ein einziger Körperteil zu kurz kam. Jedes Knöchelchen, jeder Muskel, jede Faszie wurde mit reichlich Öl stärker oder sanfter, je nach Wunsch, durchgeknetet und mit flinken und feinfühligen Händen massiert. So manches Mal fühlte ich mich so in mir angekommen, dass ich nicht aufstehen konnte, denn es schien als würde man fliegen.  Aber nicht nur der körperliche Kontakt war so wohltuend, sondern ganz besonders auch die große Herzlichkeit, mit der man empfangen und behandelt wurde ist eine Wohltat für die Seele und das Herz!  In täglichen kurzen Konsultationen mit den Ärztinnen wurde abgeklärt, ob es Unstimmigkeiten oder Veränderungen gab, die wichtig für die folgenden Behandlungen waren und evtl. Änderungen im Plan hervorruften. Um 13 Uhr wartete dann schon das Mittagessen auf uns, was aus verschiedenen Gemüsecurrys, Reis, Dahl und so manches Mal aus gegrilltem Fisch bestand. Natürlich gab es nach jedem Essen ein kleines Dessert, was einfach immer zu lecker war :)) Am Nachmittag gab es dann genug Zeit um am Meer spazieren zu gehen oder in den Pool einzutauchen, ein Buch zu lesen oder zu späteren Zeitpunkten schöne Ausflüge zu organisieren, auf die ich in diesem Bericht nicht weiter eingehen möchte.

Um 18 Uhr trafen wir uns dann zum gemeinsamen Meditieren, dass ich ganz unterschiedlich gestaltete. In jedem Fall ist das Meditieren an so einem wundervollen Ort so einfach, denn man ist kaum abgelenkt, hat die kraftvolle Natur direkt vor der Nase und ist entspannt. Es gibt kaum Gedanken, die einen ablenken oder irritieren. Nach der Meditation ging es zum Abendessen, was wie das Mittagessen aus wunderbaren warmen Gerichten bestand und jeden Tag unterschiedlich und unübertreffbar gut war!

Da es ja gegen 18 Uhr dunkel wird und der Tag bereits um 5.30 Uhr beginnt, waren die Abende relativ kurz und alle gingen zeitig zu Bett. Man darf nicht unterschätzen, was so viele Massagen für körperliche Auswirkungen haben, gerade zu Anfang der Therapie ist man in einem Reinigungsprozess, der sich durchaus auch mal erschöpfend und ermüdend auswirken kann.

Neben den täglichen drei Mahlzeiten, Massagen, Yoga und Meditation startete am nächsten Tag die Panchakarmakur. 

„Ayur bedeutet Leben und Veda steht für Wissen!

Panchakarmakur bedeutet die fünffache Reinigung und ist ein intensives Entgiftungs-und Reinigungsprogramm.

Angefangen wird mit einer Vorbereitung auf das große „Cleaning“ oder Virechana (therapeutisches Ausleiten), denn bevor der Körper etwas Gutes aufnehmen kann, muss er erstmal von dem Alten befreit werden… Dafür muss man zwei Tage auf das Frühstück verzichten und bekommt dafür ein Glas Öl zu trinken, was alle Giftstoffe im Körper binden soll. OK, das Frühstück ist besser, aber es war auch nicht schlimm 😉

Am 3. Tag gab es dann einen Becher eines kräuterigen Gebräus, was die Darmtätigkeit aktiviert und somit die Ausscheidung anregt, was auch super funktionierte. Nach ein paar Stündchen war alles vorbei und neben ein bisschen Müdigkeit und leichter Erschöpfung hatte ich es gut überstanden. Am Abend durfte man schon wieder Schonkost zu sich nehmen, worauf man sich dann besonders freute. Diese Reinigung wirkt sich auf den ganzen Körper aus und tatsächlich konnte ich  körperliche Unannehmlichkeiten spüren, (die sich bei jedem unterschiedlich äußern), die aber nach 2 Tagen wieder verschwanden. Es kam mir vor, als würden alte Symptome noch einmal an die Oberfläche kommen um dann gänzlich abzuklingen…

Nach der inneren Reinigung wird der Kopfbereich durch das Shirodhara (Stirnölguss) geklärt, wobei sehr sanft warmes Öl über das Ajna Chakra und die gesamte Stirn geträufelt wird. Es war eine sehr intensive Erfahrung und an diesen Tagen sollte man sehr auf sich achten und sich schonen. Der Stirnguss ist ja allgemein bekannt und man denkt sofort an Wellness, die Bedeutung ist allerdings viel tiefgründiger und es kann auch schon mal ein Tränchen fließen. Mit Inhalationen und einer Nasenölung oder Nasya (Behandlung der Nasenschleimhäute) wird dann der gesamte Kopfbereich gereinigt und man spürt, wie der ganze Organismus feinfühliger und sensibler wird. Ich habe es als sehr angenehm empfunden und hatte das Gefühl danach richtig tief atmen zu können. Des weiteren gehören auch die Vastis (Einlaufbehandlungen) zum Programm.  Das sind nun drei der durchgeführten (eigentlich fünf) Reinigungen, wobei auf Vamana (therapeutisches Erbrechen) und Raktamokshana (Reinigung des Blutes) aus medizinischen Gründen verzichtet wird.

Je nach Dosha und Wunsch fallen die Behandlungspläne unterschiedlich aus, um den Körper wieder in Balance zu bringen. Dazu gehören auch ayurvedische Meditationen, die u.a. das Immunsystem stärken oder Schmerzen lindern. Dosha stammt aus dem Sanskrit und bedeutet (den Körper) beeinflussender Faktor. Doshas sind die Funktionsprinzipien, die sich aus den fünf Elementen verbinden. Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Diese fünf Elemente miteinander verbunden finden sich zu unterschiedlichen Teilen in jedem lebendigen Organismus.

Es gibt drei verschiedene Doshas: 

1. Vata Dosha = Raum & Luft (ist für sämtliche Bewegungen im Körper verantwortlich)
2. Pitta Dosha = Feuer & Wasser (regelt den Stoffwechesel und Transformationsvorgänge)
3. Kapha Dosha = Wasser & Erde (Stabilität, Struktur, Flüssigkeiten)

Um dauerhaft ein gesundes Leben führen zu können, sollten die Doshas in einem ausgewogenen Verhältnis sein, wobei man bereits mit einer gewissen Konstitution geboren wird und das auch nicht ändern sollte. Die Doshas allerdings lassen sich u.a. mit Hilfe der Ernährung beeinflussen. Die Kur endet mit einer wunderschönen Kräuterpackung und einem Blütenbad, so dass man noch lange davon zehren kann! Alle Menschen, die ich hier getroffen habe, sind aufgeblüht und sahen so schön und erholt aus, dass es eine wahre Freude war, sie anzuschauen. In jedem Fall wurde mir sehr klar, wie Ayurveda & Yoga ineinander greifen und was für eine wohltuende Auswirkung diese beiden alten Lehren auf die Menschheit haben!

Nun, fast drei Wochen nach der Rückkehr fühle ich mich noch immer sehr ausbalanciert und ruhend in mir. Meine Ernährungsgwohnheiten und Alltagsrituale haben sich nachhaltig verändert und ich fühle mich energetisierter und klarer als vorher.  Es kommt einfach aus dem tiefsten Innersten und fühlt sich sehr gut an!

Ich freue mich, dass ich euch auch im nächsten Jahr wieder die Möglichkeit anbieten kann, so eine intensive Erfahrung zu machen! Vom 3. bis 16. Dezember 2023 werden wir wieder nach Sri Lanka reisen, um einzutauchen in unsere tiefe Essenz, um sich selbst und dem großen Ganzen ein Stückchen näher zu kommen. 

Ich bin persönlich sehr motiviert, diese Reise möglich und erfolgreich zu machen, denn während unseres Aufenthaltes gab es die furchtbaren Terroranschläge auf viele unschuldige Menschen im Westen und Osten der Insel.

Neben den erschütternden Folgen dieses Attentates ist es einfach nur traurig zu sehen, dass ein Land mutwillig in Unruhe gebracht wurde, das sich über 10 Jahre so friedlich entwickelt hat.

Diese Menschen, die nicht mal der gleichen Glaubensrichtung angehören wie die Täter und Opfer müssen nun diesen Wahnsinn ausbaden…. nämlich, dass der Tourismus darunter leidet, von dem sie aber leben müssen.

Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen gegen Terror und Angst und dieses wunderbare Land nicht im Stich lassen!

Namaste 

Judith